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Huai Hea

Versuchen Sie Huai Hea zu googlen. Sie werden nur Ban Huai Hea in der Provinz Udon Thani finden. Mein Huai Hea ist jedoch ein Dschungeldorf mit zehn Hütten und liegt in der Provinz Mae Hong Son im Nordwesten Thailands direkt an der burmesischen Grenze und ist für Touristen nicht zugänglich, weil es offiziell noch immer militärische Sperrzone ist.

Es war nicht mein Plan nach Huai Hea zu gehen, ich kannte es ja nicht. Mein Plan war, einen Bus von Pai in Richtung Mae Hong Son zu nehmen und unterwegs einfach dort auszusteigen, wo es mir gerade gefiel. Und das war zunächst Soppong:


Hier hatte ich das Glück auf eine kleine, aber paradiesische Unterkunft zu stoßen: das Little Eden Guesthouse. Es gehört Pen. Sie ist Witwe. Ihr Sohn, der in Deutschland aufwuchs, lebt mit ihr und spricht perfektes Deutsch. Übernachten kann man hier ab 5€ - an anderen Plätzen in Thailand bezahlt man für sowas schnell mal 50€. Pen kocht abends übrigens das leckerste Khao Pad Krapao, das ich in Thailand bekam.



Sehenswerter botanischer Garten mit Swimming Pool im Innenhof...


Entspannen über dem reißenden Fluss Nam Lang. Im Hintergrund eine abenteuerliche Hängebrücke.


In Soppong verbrachte ich 4 Tage und erkundete ein wenig die Umgebung. 5 Kilometer von Soppong entfernt befindet sich die Tham Lot Tropfsteinhöhle. Ich ging zu Fuß, dem Gesang der Vögel und dem Geschrei der Affen im Dschungel lauschend. Nam Lang, der Fluss, an dem ich entlang spazierte, mündet in der Höhle. Ab hier gehts nur noch mit dem Floß weiter...





Die Lod Cave hat eine Länge von 1,6 Kilometer. Faszinierend fand ich neben den Fledermäusen und diesem weißen Sinterstein, die Stalagmiten. Viele hunderte Jahre und Tropfen später...



Auf dem Heimweg nach Soppong wäre ich mit dem Auto wohl vorbeigefahren, zu Fuß entdeckte ich dieses Internat. Ich erlaubte mir hinein zu gehen und mit den Kindern Fußball zu spielen. Einige Minuten später waren es 100 Kinder, die mitspielen wollten. Unvergessliche Szenen...


Zurück zu Huai Hea... In Soppong stieß ich zufällig auf Ecki, einem pansionierten Banker aus Nordrhein-Westfalen, der seit 8 Jahren in Soppong lebt. Er erzählte mir von einem kleinen idyllischen Dorf nahe der burmesischen Grenze, wo es eine kleine Schule für die ganze Umgebung gibt. 'Da will ich hin', meinte ich zu ihm. Er winkte ab und sagte: Militärische Sperrzone. Ich komme vielleicht bis Mae Lana, ab da brauche ich eine Genehmigung. Also machte ich mich auf den Weg nach Mae Lana.



2 Stunden verbrachte ich hier sogar bei einem buddhistischen Retreat im Wat Mae Lana. Sitzend. Beobachtend. Stumm. Ich verstand kein Wort. Aber ich fand es toll, wie beruhigend diese Umgebung auf die Menschen wirkte. 


Wie komme ich nach Huai Hea? Das fragte ich jeden in dem Dorf. Zu Fuß? 1 Tag. Mit dem Auto? Geht nicht. Nur mit einem Geländewagen mit Allradantrieb. Allerdings hat es die letzten Tage stark geregnet. "Jetzt fährt da niemand hoch", sagten alle. Ich saß am Straßenrand. An nichts denkend. Plötzlich kommen zwei Soldaten auf dem Moped. Sie tankten...


Ich ging zu ihnen und fragte die Soldaten völlig unverblümt, ob sie zufällig in Richtung Huai Hea fuhren. Sie deuteten nur: 'wir können Dich mitnehmen'. Auf dem ersten Moped saß mein Rucksack, auf dem zweiten ich. Wir brauchten für die 20 Kilometer 1 Stunde. Bergauf mussten wir durch den tiefen Schlamm immer schieben. Dann setzten sie mich ab und fuhren weiter. Militärische Sperrzone? Nicht für mich ;-)



Beim ersten Spaziergang durch Huai Hea. Ich habe keine Ahnung, wann diese Menschen zuletzt einen Farang gesehen haben. Aber es verblüffte mich, mit welcher Herzlichkeit sie mich anlächelten.



Es gefiel mir. Aber was mache ich eigentlich hier und wo soll ich übernachten? Ich konnte zunächst nur an eines denken: Hunger, Essen. Ich beschloss die Schule, von der Ecki erzählt hat, zu besuchen. Hier stieß ich auf einen Lehrer. Er verstand kein Wort. Ich deutete ihm, das ich was zu essen brauche. Er deutete zurück, er hat nichts. Dann deutete er, ich soll mich hinsetzen, er wird was auftreiben. 1 Stunde später kam er zurück und machte mir ein Gericht aus Pilzen, Bambus, Reis, einem Ei und irgendwelchen Blättern - das was die Umgebung hergab. Und es schmeckte toll.


Während dem Essen überlegte ich. Ich konnte ja schließlich nicht mehr zurück. Ich schlug ihm mit Händen und Füßen einen Deal vor. Ich gebe seinen Schülern Englisch- und Sportunterricht, dafür kann ich in der Schule schlafen. Er willigte ein.
Es war schon Abend und ich beschloss, mich auf meinen ersten Tag als Lehrer vorzubereiten. Und sah mich mal ein bisschen in der Schule um.



Pünktlich begann am nächsten Morgen um 08.00 der Unterricht. In der ersten Einheit, hatte ich vier Kinder: Panapong, Pratson, Chaimen und Tanysaa. Ich, als Lehrer. Na wenn das mal meine ehemaligen Lehrer wüssten...



Nach diesem Tag fühlte ich mich fast schon als einer von ihnen. Wir hatten tolle Gespräche, obwohl wir die Sprache des anderen nicht verstanden. Ihre Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit kannte keine Grenzen. Diese Leute besaßen fast nichts. Für mich waren es aber die reichsten Menschen der Welt. Vielleicht auch deshalb.




Untertags erkundete ich mit langen Spaziergängen die Umgebung. Möglicherweise setzte ich dabei hin und wieder sogar einen Fuß auf Myanmar. Hier war das völlig egal.
Im Bild: das Zehn-Hütten-Dorf Huai Hea mit dem Schulplatz - mitten im Irgendwo.


Einer der vielen Ameisenhügel rund um Huai Hea. 


Büffel beim Dösen in Sümpfen.


Insgesamt verbrachte ich 3 Tage in diesem Dorf. Denn am dritten Tag kam zufällig ein Forscherteam aus Bangkok, welches die Aufgabe hatte, die schulischen Einrichtungen in Nordthailand zu begutachten. Ich fragte, und durfte mit ihnen zurück nach Soppong fahren. Welch ein Glück.
Im Bild: Abschied aus der Schule mit meiner Klasse, dem Schulleiter, und den vier Forschern.


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