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Liwa Oasis

Weg von den Glitzerstädten Abu Dhabi und Dubai. Ich sehe mir die Vereinigten Arabischen Emirate von ihrer ursprünglichen Seite an - in der Wüste.



An einer Tankstelle erfahre ich, dass in den nächsten Tagen in Al Gharbia ein Kamel-Schönheitswettbewerb stattfinden wird. Quer durch die Wüste legen Züchter und Tiere hunderte Kilometer dafür zurück. Sie kommen aus allen Teilen des Landes. "Was genau ist ein schönes Kamel?", frage ich. "Es gibt viele Indikatoren: lange Wimpern, große Augen, Mundform, Gang, etc. Schöne Kamele zu haben ist genauso wie einen Mercedes zu fahren", antwortet mir der Mann mit dem roten Kufiya.

ein Dromedar zeigt Interesse an meiner Kamera

Zwei Fahrstunden von Abu Dhabi entfernt erreiche ich die Liwa-Oase. Der Name steht für die fruchtbare Gegend im Süden der Emirate. Sie besteht aus tausenden kleinen Grüninseln. 


Die kurvige Strecke von Alyhyali zur Moreeb-Düne ist purer Fahrspaß. Jetzt gibt es keine Radarfallen mehr. Und die Straße ist in einem Topzustand. Manchmal rase ich mit 190km/h durch die Sandkiste. Manchmal nur mit 10km/h. Die Landschaft entscheidet.


Ich hätte heute nichts anderes mehr erleben müssen. Nach dieser Strecke bin ich bereits am Höhepunkt meiner Gefühle angelangt. Doch jetzt stehe ich vor der Moreeb-Düne. Mit 100 Metern ist sie die höchste von allen. Und mein Hochgefühl dauert an. 



Für die 100 Meter hinauf brauche ich "nur" 30 Minuten. Das ständige Absinken im steilen, heißen und pulverweichen Sand macht es zu einem intensiven Ausdauertraining. 

Da geht's hoch!


Viele junge, wohlhabende Araber sieht man hier. Manche auf dem Buggy, manche auf dem Motorrad, manche im Geländewagen. Im Wüstensand testen sie die Grenzen ihres Gefährts. Das Motorengeräusch habe ich noch immer in den Ohren. 


Im nahen Café erzählt mir ein Pakistaner, dass manche Geländewagen spezial angefertigte Motoren aus Großbritannien haben, die mehr als 1 Million Dollar kosten. Schönes Hobby.


Als ich den höchsten Punkt der Düne erreiche, nimmt mir der Ausblick den Atem. Es scheint, als hätte ich Satellitenaufnahmen oder Ölgemälde vor mir. 

Sand und Salz




Plötzlich dröhnt ein Motor auf. Ein junger Araber hält mit seinem Buggy vor mir. Khaled beginnt zu sprechen. Hier in der Wüste könne man perfekt abschalten, sagt er. Ob er auch schon einmal in Österreich gewesen ist? Ja, im Hotel Sacher in Wien und im Weißen Rössl in Kitzbühel. "Stell Dir vor, der ganze Sand hier ist Schnee, dann wäre es wie in Österreich." Naja. Aber Khaled ist äußerst nett und fragt mich ob ich seinen Buggy testen will. Was für eine Frage!


Über Dünen zu fahren ist gar nicht so leicht. Es erfordert den richtigen Speed und den richtigen Anfahrtswinkel, um sie zu überwinden. Mit diesem Motor wird meine Fahrt zum Wahnsinnsritt. Absolut berauschend.


Hinunter laufe ich aber lieber. Schon in der Inneren Mongolei, in Huacachina (Peru) oder am Pichincha-Vulkan (Ecuador) ließ ich mir diesen Sandspaß nicht nehmen. Ein Schritt = 3 Meter.




30 Minuten hinauf. 30 Sekunden hinunter. 


Das erste, was ich jetzt brauche, ist eine eiskalte Coca Cola. Herrlich.




Als ich abends in die Unterkunft zurückfahre, vergoldet sich die Landschaft um mich herum. 




Die Rückfahrt ist nicht weniger spektakulär als es die Hinfahrt gewesen ist.


Sogar unser Feuerball tanzt sich im goldenen Sand aus.


Am nächsten Morgen werden wir von dichtem Nebel überrascht. Sichtweite: 50 Meter. Bei Kaffee und Kuchen warte ich den Start meines nächsten Abenteuers erst einmal ab: den nicht-offiziellen Weg von Al Hameem nach Al Ain in Angriff zu nehmen - über die Al Qou'a-Um Al Zomool-Straße. Unterwegs haben uns einige davon abgeraten. Aber ich bin zu neugierig...


Weil das Wetter im Morgenland nicht besser wird, fahre ich eben im Nebel los. Die prächtigen Dünenlandschaften vom Vortag sehe ich nicht mehr, dafür stoße ich auf Ölfelder und Geisterhäuser. 

Ölfeld

Geisterhaus



Langsam lichtet sich der Nebel in der orangen Sandwüste. So einen verlassenen Ort zu erkunden ist einfach nur aufregend. 



Als ich vor mich hin spaziere, halte ich an einem grün leuchtenden Busch. Eigentlich passt der nicht hier her - pro Jahr gibt es nur zwei Regentage. Als ich auf die Kurztriebe drücke, platzen sie und meine Finger werden nass. Ein Wunder der Natur. Jetzt begreife ich, dass auch der Nebel etwas Gutes mit sich bringt. 


Unterwegs sehe ich plötzlich etwas Weißes aus dem Sand schimmern. Ich bleibe stehen und laufe los. Es ist ein Verkehrsschild. Irgendjemand hatte wohl keine Lust mehr auf die Tempolimits.



Nach 60km Fahrt heißt es: "Stop! Private Straße. Zivilfahrzeuge verboten." Jetzt weiß ich wo ich bin. Dies ist der Grenzzaun zwischen den Emiraten und Saudi Arabien. Von hier nach Al Ain wären es aufregende 100 Kilometer gewesen. Aber ich muss umdrehen und nehme den 400km langen Umweg über Musaffah


Gut so. Später erfahre ich, dass Armeefahrzeuge diese Straße kontrollieren. Auf keinen Fall will ich in diesen Ländern mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Mein autorisierter, illegaler Aufenthalt im Oman war glücklich genug. 


Als ich zurück auf der Autobahn bin, kommen Sonne und Kamele wieder zum Vorschein.



Auffallend sind die vielen Baum- und Buschreihen an den Straßenseiten. Ein Schutz, damit die Straße nicht verwüstet wird (im wahrsten Sinne des Wortes). 


Die dafür benötigten Wasserschläuche sind tausende Kilometer lang. 


Fazit: Der Süden der Vereinigten Arabischen Emirate ist ein absolutes Natur-, Fahr- und Spaßerlebnis.



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