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Brijuni Nationalpark

Mit 17 hatte ich in Pula ein Fußball-Trainingslager. Damals sah ich nur Hotel und Rasen. Heute sehe ich mir Pula und den nahgelegenen Nationalpark an. 

Pula

Erster Stop: Amphitheater.


Vor mehr als 2.000 Jahren wurde das Oval unter dem römischen Kaiser Augustus erbaut. Brot und Spiele: Je trockener das Brot...


...desto lustiger müssen die Spiele sein. Das gilt auch heute. Statt Gladiatorenkämpfe gibt es heute TV-Sendungen wie "Schlag den Raab". Diese Art der Kommerzialisierung der Medieninhalte dient der Legitimation unseres heutigen Gesellschaftssystems.


Sternenhimmel über der Arena...


Zigtausende Tauben helfen beim Anstrich...



Die alten Römerstraßen werden selten von High Heels betreten.


Venezianischer Baustil ist in der Innenstadt allgegenwärtig.


Unter österreichischer Herrschaft stieg die Einwohnerzahl zwischen 1860-1910 um das 65-Fache. Nach dem 1. Weltkrieg übergaben die Österreicher ihren k.u.k.-Marinehafen an die Jugoslawen, die ihn wenig später an Italien verloren. 

Hafen in Pula

Der Sergierbogen erinnert an Kaiser Augustus' Triumph über Kleopatra, woraufhin Ägypten zur römischen Provinz wurde. 

Sergierbogen

Die seltenen Mönchsrobben an den Stränden von Verudela konnte ich nicht sehen. Dafür entschloss ich mich zu einem Aufstieg auf den höchsten Hügel der Stadt: zur Festung.


Im Inneren befindet sich heute das Historische Museum Istriens.

Kastel-Hof


Während des 2. Weltkriegs wurden mehr Jugoslawen voneinander getötet als vom gemeinsamen Feind (Nazis).


1941 erließ der kroatische Ustascha-Staat gemeinsam mit der katholischen Kirche "Rassengesetze", welche ein serbenfreies Kroatien anstrebte.


800.000 Serben fielen dem kroatischen Völkermord während des 2. Weltkrieges zum Opfer. Es war weltweit der 6.-größte Genozid im 20. Jahrhundert.

jugoslawische Flagge

Heute ist Pula offiziell zweisprachig: kroatisch & italienisch.


Unterhalb der Festung wird noch immer fleißig ausgegraben...

römisches Theater

Giardini

Reges Marktleben in Pula...

Marktplatz (Trznica)


Um den Brijuni-Nationalpark zu sehen, fahren Sie 9km vom Zentrum ins idyllische Fazana, wo die Fähre ablegt. Als ich hier ein Parkticket kaufen will, sagt mir eine Kiosk-Verkäuferin: "Du brauchst keines kaufen. Ich kenne den Parkwächter. Der hat heute keine Lust." Dalmatien...

Fazana

15 Minuten dauert die Überfahrt zum Insel-Archipel.


Auf uns (60 Touristen) wartet bereits der Autozug. Langsam fahren wir los - und an allem vorbei. Was den älteren Touristen gefällt, wirkt völlig absurd auf mich. Eingepfercht und unter Zeitdruck kann ich nichts sehen. Ich halte den Zug an. Und steige aus. Selbst entdecken. Endlich.

Europäischer Mufflon

Wie schön es doch ist, wenn man die Natur in Ruhe genießen kann.


Hier - an einem Strand im Nordwesten der Insel - gibt es Fußabdrücke der aggressiven Theropoden aus der Kreide-Zeit.


Dieses prähistorische Leben habe ich um 100 Millionen Jahre verpasst. 

Dinosauriern auf der Spur

Die anderen Touristen im Inselzug fuhren daran vorbei. Nur zwischen März-Oktober ist ein 5-minütiger Aufenthalt im Preis enthalten. Ich verbringe mehr als eine Stunde am Strand.


Zu Fuß komme ich auch den Tieren im Nationalpark näher...

Strauß


1972 war Lanka ein "Geschenk" von Indira Gandhi an Tito. Sie macht einen sehr traurigen Eindruck. Den anderen Touristen zeigte sie während ihrer 5-minütigen Besichtigung aus 100m Entfernung regungslos ihren Hintern. Als ich später zum Gehege kam, öffneten mir die Mitarbeiter die Pforten und ich durfte die Elefantenkuh sogar füttern - mit dalmatischen Spezialitäten: Obst, Kraut, Kohl, Zwiebeln, etc. 

Elefantenkuh "Lanka"

Wandern durch den Safaripark auf Brijuni...

Zebra

Somalische Schafe, Lamas, indische Rinder, Nilgauantilopen und Titos Gelbhaubenkakadu sind weitere Fauna-Highlights.

Pfau in einer Baumkrone

Bei frühlingshaften Temperaturen mache ich am Strand Rast. Mit ein bisschen Glück sieht man beim Schnorcheln in der Bucht Verige auch ein paar Schildkröten. 


Grund für die vielen schönen Baumkronen auf der Insel sind Damhirsche, die den unteren Teil wegfressen. 


Brijuni wurde 1910 zum Treffpunkt der internationalen Hi-Society. Davor wütete an der österreichischen Riviera die Malaria. Als Paul Kupelwieser die Insel 1893 kaufte, engagierte er den Nobelpreisträger Robert Koch, um die Krankheit zu erforschen und auszurotten. 

österreichische Brijuni-Zeitung (1910-1915)

Das gelang ihm tatsächlich. Die bunte Anopheles-Mücke war weg und Brijuni wurde malariafrei. Kupelwieser investierte: 5 tägliche Zugverbindungen von Wien nach Pula, Hotels, Winterschwimmbäder, etc. Vor allem aber in die Fauna: Abholzung des Gestrüpps und Neupflanzung von Bäumen aus aller Welt.

Weg zum Denkmal von Robert Koch

Der ehem. jugoslawische Staatspräsident Tito machte Brijuni zu seiner Sommerresidenz. Zwischen 1954-1979 empfing er Staatspräsidenten aus 60 verschiedenen Nationen. Und andere große Namen seiner Zeit...

Sofia Loren mit Tito

Damals gab es auf der Insel Giraffen, Löwen, Tiger, Orang-Utans, Geparde, Schimpansen, Luchse, Flamingos, Schwarzbären, Panther, Krokodile, Papageien etc. Sie sind heute im Museum ausgestopft zu besichtigen.


Titos Katzen...

Leopard mit Tito

Gotische Kirche aus dem 15. Jahrhundert mit orthodoxen Elementen:


Ein wildromantisches Luxushotel als Erinnerungsträger an kaiserliche und kommunistische Zeiten ist auch heute noch in Betrieb.

Hotel Neptun auf Brijuni

Paul Kupelwieser ließ sowohl bedrohte Pflanzenarten Istriens als auch exotisches Grünzeug auf Brijuni frei zur Entfaltung kommen: Steineichen, Aleppokiefern, Zypressen, libanesische Zedern, Lorbeerbäume, Kiefern, Pinien, Erdbeerbäume, Stechpalmen, Opuntien, Eukalyptus-, Mammutbäume etc.


Ein 1.600 Jahre alter Olivenbaum trägt heute noch Früchte.

Olivenbaum (1.600 Jahre alt)

Mangrovenbaum

Empfehlung: Nicht nur an der geführtenTour teilnehmen, sondern mindestens 1 ganzen Tag auf der Erholungsinsel verbringen.


Amphitheater in Pula bei Nacht

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