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Lombok - Mt. Rinjani

Für die 80 Kilometer Luftlinie vom Süden in den Norden von Lombok brauchen wir 4 Autostunden. Viel Verkehr, viele Kurven.

Black Sand Beach in Badai

Am Straßenrand liegt überall sehr viel Müll. Die Affen freut es.


Wir kommen im Dorf Senaru an, wo wir am nächsten Tag unseren Rinjani-Trek starten werden. 


Uns fällt auf: der Norden ist wesentlich fruchtbarer als der Süden.

Reisfeld in Senaru

Reiskörner

Zuckerrohr


Wir machen einen kurzen Spaziergang durch den Dschungel zu den Senaru-Wasserfällen.


Sindang Gila-Wasserfall

Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich hier einen Regenbogen-Kreis.

Regenbogenring


Wir gehen weiter zum nächsten Wasserfall. Dafür müssen wir mehrmals den Bach durchqueren.


Der zweite Wasserfall ist genauso spektakulär wie der erste. Nur etwas wilder. Im Halbkreis bilden mehrere Kaskaden einen regelrechten Wasservorhang.

Tiu Kelep-Wasserfall

Der Sprühregen fängt bereits 150 Meter vor dem Wasserfall an. Man wird ziemlich sicher nass. Für mich bedeutet das nur eins: Kleidung ausziehen und hineinspringen. 


Zurück in Senaru blicken wir abends zum Vulkangipfel hoch.



Tag 1:
Am nächsten Tag beginnt unser Rinjani-Trek. Zuerst fahren wir 1 Stunde zum Ausgangspunkt Sembalun Bumbung, wo wir die Nationalparkgebühr bezahlen und unsere Wanderung starten.



Es ist der beste Ausgangspunkt für den Trek, weil man bereits auf 1.100m Seehöhe ist und später beim Abstieg Richtung Senaru mehr Zeit für das Dschungelflair hat.


Übrigens: Es gibt Horden von dubiosen Trekking-Anbietern. Billig bedeutet meistens: schlechtes Service, großer Stress, rücksichtsloser Guide, enorme Wartezeiten und zu große Gruppen. Wir haben grauenhafte Geschichten von anderen Touristen unterwegs gehört. Zum Glück haben wir bei der Agentur "Full Rinjani" gebucht. Etwas teurer, aber im Endeffekt billiger, weil das Service von A-Z überragend war. Kann ich nur weiter empfehlen.

unsere Helfer: 1 Guide + 4 Träger

Wir haben 1 Guide und 4 weitere Träger für uns.


Langsam fühle ich, dass ich heute ziemlich schwach bin und ganz schwer atme. Es ist keine Höhenkrankheit. Wir sind erst auf 1.300 Meter. So trostlos wie die Buschsavanne hier aussieht, fühlt sich auch mein Körper.

Lava-Schlucht



Nach nur 1 Stunde leide ich unter Schwindel, stechenden Kopfschmerzen, Atemnot, Fieber und Herzrasen. Ich friere und schwitze. Ich bin am Ende meiner Kräfte. Nur 5 Meter und mein Puls rast auf 190. Dann werde ich schwach und breche zusammen. Zum Glück stützen mich mein Guide und mein Bruder. Alleine stehen kann ich jetzt nicht mehr. 


Dieses Szenario setzt sich für die nächsten 4 Stunden fort. Alle 15 Minuten muss ich mich hinlegen. Manchmal bekomme ich gar keine Luft. Dann macht mein Körper Geräusche, die uns alle beängstigen. Mein Herz springt mir fast aus der Brust und ich bin oft kurz davor in Ohnmacht zu fallen. Ich glaube trotzdem daran, den Kraterrand zu erreichen.


In diesem Zustand überwinde ich 1.000 Höhenmeter. Kratersee bei Sonnenuntergang. Die Aussicht ist berauschend. Ich kriege nichts davon mit, nur dass man mich ins Zelt zieht. Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Kopfschmerzen. Einer unserer Träger gibt mir eine Kopfmassage, dazu ein Paracetamol und einen Tee. Ich schlafe ein.


Tag 2:
Während ich schlafe, stehen Ying und mein Bruder um 02.00 morgens auf, um bei unserem Lager (Plawangan Sembalun) den Aufstieg zum Gipfel zu beginnen. Besonders für Ying ist es eine Herausforderung. Sie war noch nie auf einem Berg. Und hat noch nie so eine Kälte erfahren.


Klein, aber oho. Später habe ich mich bei unserem Guide erkundigt. Am Ende war Ying nicht nur stärker als ich, sondern auch stärker als mein Bruder.


Unglaublich aber wahr: In diesem gigantischen Vulkankrater formte sich ein neuer Vulkan. Mitten im Kratersee ragt heute der erst 200 Jahre alte Gunung Barujari heraus - ein Babyvulkan.

Gunung Barujari

Eine Rinjani-Eruption im Jahr 1257 war sogar dafür verantwortlich, dass das darauf folgende Jahr in Europa 1258 als das "Jahr ohne Sommer" in die Geschichte einging.

Gipfelfoto (3.754m)

Steil ist's

Gegen Mittag gehen wir alle zum See hinunter. Fieber, Kopfweh und Schwindel sind noch da. Ich bin noch immer sehr schwach. Aber ich fühle mich besser als gestern und zum Glück geht es heute nur bergab.

Segara Anak-Kratersee

Unten am See angekommen wird mir schwindelig und ich stürze. Mein Guide eilt sofort herbei und hilft. Ich lege mich gleich schlafen. Am Abend kann ich wieder etwas lachen und endlich wieder ein bisschen essen.


Als ich mich umsehe, muss ich mir den Schlaf aus den Augen reiben. Tatsächlich! Die Locals halten eine Angel in der Hand und fischen. "Ist der Kratersee nicht toxisch?", frage ich. "Nein", war die logische Antwort. Es soll hier mehrere Kilo schwere Karpfen geben.


Ich lege mich früh ins Zelt und schlafe bald ein. Ich erinnere mich nicht mehr an meinen Traum, aber er war schön. Ich habe ein prickelndes Gefühl in meiner rechten Hand und kratze mich. Das prickelnde Gefühl springt auf meine linke Hand. Wieder kratze ich, aber es springt weiter. Ich wache auf. Eine Maus. Eine Maus! Verdammt! Unser Guide kommt mit einer Flasche herbei gestürmt, springt in mein Zelt und schlägt die Maus tot. Tja, wäre die Maus nicht da gewesen, hätte ich diesen Sternenhimmel über dem See nicht gesehen.

Sternenhimmel über dem Kratersee

Tag 3:
Sonnenaufgang am Kratersee. Ich fühle mich wieder zu 80% fit.




10 Minuten Fußmarsch von unserem Lager entfernt, spazieren wir zu den heißen, schwefelhaltigen Quellen von Aiq Kalak

Aiq Kalak-Hot Springs


Die Wassertemperatur liegt bei 41°C. Für mich ist es die perfekte Regeneration.


Am Vormittag beginnen wir unseren Aufstieg - vom See (2.000m) zum Kraterrand (2.600m). Heute komme ich überhaupt nicht außer Atem. Im Gegenteil: Ich freue mich so sehr über meine wieder erlangten Kräfte, dass es mir gar nicht schnell genug gehen kann. 




Landschaftlich ist der Rinjani-Trek ein echter Leckerbissen. Sporadisch auftretende Waldbrände verwandeln die eine Wegseite in pechschwarz, die andere leuchtet in Gold.


Neues Leben entsteht...


Gegen 13.00 kommen wir am Kraterrand bei Plawangan Senaru an. Hier machen wir 2 Stunden Pause und genießen die Aussicht.




An manchen Stellen ist der See gelb gefärbt. Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, wäre es schwer vorstellbar gewesen, dass es hier so große Fische gibt.


Zeit zu reflektieren. Zeit zu philosophieren.


Was ein Makake von mir  hält...

Makakenaffe

Ein echtes Problem ist der Müll am Berg. An manchen Stellen (speziell bei den Campsites) sieht es aus wie auf einer Müllhalde. Dafür dass der Berg für die Indonesier heilig ist, gehen sie ziemlich respektlos mit ihm um. Traurig zu sehen, was einige Reisegruppen machen. 


Am Nachmittag geht es weiter durch zauberhaften Rhododendron- und Regenwald.



Am frühen Abend erreichen wir unser Nachtlager. Unsere Träger sind voraus gegangen und haben bereits für uns gekocht. Im Regenwald über der Moskitogrenze schlafen - traumhaft.


Vorher genießen wir aber noch 2 Stunden lang das knisternde Lagerfeuer.


In dieser Nacht läuft mir keine Maus über meine Hand.

Nachthimmel im Dschungel

Tag 4:
An unserem letzten Trekkingtag lassen wir uns alle enorm viel Zeit. Wir genießen Weg, Wald und Wiese. Aber vor allem die natürliche Stille und die Dschungelgeräusche.


mein Bruder

Plötzlich fängt der Boden zu donnern an. Etwas kommt auf uns zu galoppiert: 2 Rucksacktouristen sprinten in vollem Tempo hinunter. Mein Bruder schreit: "Stop! Stop! Stop!" Sie halten an. "Warum läuft ihr so schnell?" - "Schnell hinunter zu laufen ist viel einfacher als normal zu gehen. Es schont Deine Knie und Du sparst eine Menge Energie. Außerdem waren wir schon am Gipfel und wollen nur mehr heim", sagt der eine schweißgebadet während er seine Knie hält und völlig außer Atem ist. - "Genießt es", antwortet mein Bruder. Sie stürmen weiter.

Reisen wird deshalb immer beliebter, weil es allmählich zu einem Prestige- und Statusfaktor wird. Vielen geht es wie im Berufsleben nur darum, Ziele zu erreichen. "Been there, done that" ist dann das Äquivalent zu "Nächster Schritt in meiner Karriere". Die Gegenwart wird bereits als etwas Vergangenes gesehen, weil das Leben an der Zukunft ausgerichtet wird. Sogenannte "Human Goings": Immer weiter zu wollen, um nie anzukommen. Immer mehr zu wollen, um nie genug zu haben. Meine Reisen haben mich gelehrt, dass sich das eigentliche Leben genau in diesen "in-between-moments" abspielt.


Langsam gehen bedeutet mehr sehen. Mehr von der Reise haben, mehr vom Leben haben. Am Wegrand erkenne ich etwas, das ich schon einmal gesehen habe: es sind Erdpyramiden im Miniformat. In Meran (Italien) habe ich vor einigen Jahren die Rittner Erdpyramiden gesehen.

Rinjani-Erdpyramiden

Wir lassen uns von weiteren Geheimnissen überraschen. Wir hören und sehen sogar ganz kurz ein Wildschwein. Aber es verschwindet schnell mit seinen Frischlingen.




Dann entdecken wir etwas relativ Seltenes: einen schwarzen Haubenlanguraffen. Sie sind extrem scheu. Nur wenn sie Menschen hören, ziehen sie schon weiter. 

Schwarzer Haubenlangur

Ying auf einer Lianenschaukel

Mini-Avocado

Abschluss einer fantastischen 4-tägigen Wanderung rund um den zweithöchsten Vulkan Indonesiens.


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